Reisen und Ausflüge
Barrierefreies Reisen mit Rollstuhl und Rollator
Diana Haß · 17.05.2021
Busreisen bieten Geselligkeit und Mobilität mit Rollstuhl. Foto: Ben Horn
Lautes Gelächter und freudige Begrüßungen. Auf dem Hof des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Braunsfeld herrscht am frühen Morgen aufgeregte Aufbruchstimmung. 21 Senioren freuen sich auf eine Reise an die Ostsee, ins Seebad Travemünde. Es ist eine bunt gemischte Gruppe. Mit dabei: Gerda Linnenberger. Dass sie im Rollstuhl sitzt, ist kein Problem. Schließlich reist sie im Rolli-Bus.
In dem modernen Reisebus kann mit wenigen Handgriffen Platz für Rollstühle geschaffen werden. Zudem gibt es eine Hebebühne. Sie transportiert Linnenberger (76) in ihrem elektrischen Rollstuhl nach oben. Am Platz angekommen, wird ihr Gefährt sicher befestigt. „Das Besondere ist, dass die Gäste im Rollstuhl sitzen bleiben können und dass wir flexibel bei der Sitzaufteilung sind“, erklärt Felix Pütz vom Bergisch Gladbacher Busunternehmen Pütz-Reisen. Von ihm hat das DRK den Bus angemietet.
Problemlos einsteigen: Mit der Hebebühne kann Gerda Linnenberger samt Rollstuhl sachte in den Bus gehoben werden. Foto: Ben Horn
Reisen mit Stock, Rollator oder Rollstuhl
Die Nachfrage ist gut. Denn: Für die meisten Menschen ist Reisen ein Stück Lebensqualität. „Ich bin immer unwahrscheinlich gerne gereist und sehr froh, dass ich das jetzt auch im Rollstuhl machen kann“, sagt Linnenberger. Seit sie 2013 zum ersten Mal mit dem DRK unterwegs war, hat sie sich jedes Jahr eine Reise gegönnt. „Die suchen immer nette Ziele aus“, findet sie. Im Schwarzwald war sie, in der Lüneburger Heide, im sächsischen Rheinsberg. Inzwischen kennt die Rentnerin einige Mitreisende schon. Viele sind Stammgäste.
„Es ist schön, dass ich auf der Reise nicht die Einzige bin, die einen Rollstuhl braucht“, findet Linnenberger. Nach Travemünde reisen sechs Senioren im Rollstuhl mit. Andere nutzen Stock oder Rollator. „Wir holen sie mit Kleinbussen zu Hause ab. Wir nehmenden Gästen ganz viel ab. Sie müssen sich um nichts anderes kümmern als darum, ihren Koffer zu packen“, erläutert DRK-Reisekoordinator Marcel Pertsemlis. Zum „Rundum-sorglos-Paket“des DRK gehört auch, dass notwendige Pflegeleistungen am Urlaubsort organisiert werden. „Wir beauftragen dann einen örtlichen Pflegedienst“, so Pertsemlis.
Maximal komfortabel: Ein Mitarbeiter des Busunternehmens sichert den Rollstuhl. Foto: Ben Horn
Kosten und Service
Diesen Service gibt es nicht überall. In der Regel müssen sich Reisende, die einen Pflegedienst am Urlaubsort benötigen, selbst darum kümmern. Die Kosten für eine zweiwöchige Reise mit dem DRK: rund 1.500 Euro. Darin enthalten ist alles – von der Reiseleitung über Programm bis hin zur Halbpension. Die Preise der verschiedenen Anbieter ähneln sich.
Während das DRK jährlich ein bis zwei zweiwöchige Reisen mit dem Rolli-Bus anbietet, hat der ASB eine etwas größere Auswahl. Sechs Tage Schwarzwald oder Dresden, eine Woche im Odenwald und eine elftägige Rundreise im Baltikum standen 2020 ursprünglich auf dem Programm, bevor Corona die Reiselust ausbremste. Bei Schäfer-Reisen sollten die Rolli-Busse 2020 an die ostfriesische Nordseeküste und ins Heilbad Bad Driburg starten. „Wohin es 2021geht, ist noch nicht ganz klar“, sagt Guido Bauer, Geschäftsführer von Schäfer-Reisen. Wegen Corona werde eher kurzfristig geplant.
Barrierefrei: Unterkunft und Programm
Egal wohin die Reise geht: Geselligkeit spielt im Urlaub eine wichtige Rolle. „Ich wohne alleine, da genieße ich auch das gemeinsame Essen“, erzählt Linnenberger, die von einer Freundin begleitet wird. Es gebe zwar auch Ehepaare, aber die meisten Reiseteilnehmer seien Einzelpersonen, weiß Pertsemlis. Eindeutig in der Überzahl ist das weibliche Geschlecht. „Ich schätze, es fahren etwa 80 Prozent Damen und 20 Prozent Herren mit“, so der DRK-Reiseprofi.
Der moderne Reisebus bietet genug Raum für Urlauber und Rollstühle. Bei Ausflügen ist er immer dabei. Foto: Ben Horn
Wert legen alle Veranstalter auf eine barrierefreie Unterkunft. „Aufzug, Rampen, große Türen und ebenerdige Duschen sind wichtig“, unterstreicht Bauer. Am Urlaubsort kümmern sich erfahrene Reiseleiter darum, dass in der Gruppe keine Langeweile aufkommt. „Die Leute werden unglaublich mobil. Wir sind wie eine Wandergruppe“, beschreibt DRK Reisebegleiterin Christa Zimmermann. Es gibt ein abwechslungsreiches Programm mit Ausflügen, zuweilen einem Bingo-Abend und gemeinsames Fotoschauen am letzten Tag.
„Wir haben viel Spaß“, bestätigt Linnenberger. Sie schwärmt immer noch von einer rollstuhlgerechten Planwagenfahrt durch die Lüneburger Heide. „In Travemünde gibt es viele Ausflüge, da haben wir sogar den Bus vor Ort“, freut sie sich.
Reisen mit dem Rolli-Bus
Laden Sie hier den aktuellen DRK-Katalog herunter.
ASB
Tel. 0221 / 660 07-170 oder 0173 / 709 87 28.
Internetseite: www.asb-koeln.de
BSK-Reisen
Mehr Reise-Angebote für Menschen mit Handicap bieten BSK-Reisen.
Internetseite: www.bsk-reisen.org
DRK
Tel. 0221 / 54 87-222
Internetseite: www.drk-koeln.de
Schäfer-Reisen
Tel. 02443 / 98 99 30
Internetseite: www.schaefer-mechernich.de
Für Gruppen und Vereine zum Selbstmieten:
Piccolonia Bus-Reisen, Tel. 0221 / 83 82 86.
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Tags: Barrierefreiheit , Reisen , Urlaub
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