Digitale Welt
3D-Drucker einfach und kostenlos nutzen
Lars Germann · 26.08.2024
Die Porzer Stadtbibliothek bietet regelmäßig einen Workshop für 3-D-Druck an. Die Kursleiterin Yvonne Fischer erklärt Kursteilnehmerin Heinke Groll, wie das Gerät funktioniert. Foto: Lars Germann
Schlüsselanhänger, Prothesen, sogar ganze Häuser und in Amsterdam eine ganze Brücke: Das alles lässt sich heute mit dreidimensionalen (kurz 3D) Druckern herstellen. Ständig geistern neue vermeintliche Wunderwerke aus diesen mysteriösen Geräten durch die Medien. Doch wie das genau funktioniert, ist vielen noch ein Rätsel. Dabei ist die Bedienung der Geräte alles andere als Hexenwerk und auch für Laien gut verständlich. Die Stadtbibliothek etwa bietet ihren Kunden die Teilnahme an einem Workshop an. Danach dürfen sie deren neuartige Drucker kostenlos nutzen.
Ein Workshop zum Einstieg
„Ich wollte einfach mal wissen, wie das funktioniert und was man damit machen kann“, sagt Heinke Groll, die gerade an so einem Lizenzworkshop für 3D-Druck in der Porzer Stadtteilbibliothek teilgenommen hat. In anderthalb Stunden hat ihr Kursleiterin Yvonne Fischer erklärt, wie man das Gerät bedient und wie es funktioniert – und das war gar nicht so kompliziert wie gedacht. Jetzt hat Groll sozusagen die Lizenz zum Selberdrucken erworben und darf auf eigene Faust an das 2.500 Euro teure Gerät.
Auch die 16-jährige Milla hat an dem Kurs teilgenommen und findet es „sehr spannend, so was auszuprobieren“. Demnächst will sie sich den Drucker online reservieren und dann Schlüsselanhänger, den Kölner Dom und kleine süße Sachen in der Wunderkiste produzieren. Allen, die noch Berührungsängste haben, rät sie: „Einfach mal ausprobieren!“
Wie funktioniert 3D-Druck?
Wer dabei an Science-Fiction denkt oder den Einsatz magischer Kräfte vermutet, kann beruhigt werden, denn tatsächlich ist die Technik dahinter vordergründig relativ simpel. Vereinfacht gesagt, wird ein dünnes Band aus Kunststoff, Filament genannt, in den Drucker eingeführt. Der Kunststoff in der Bibliothek besteht aus biologisch abbaubaren Polyactiden (PLA). Er wird erhitzt und dadurch modellierbar. Im sogenannten Schmelzschichtverfahren wird dann das gewünschte Objekt Schicht für Schicht hergestellt. Es wird quasi von unten nach oben „aufgebaut“, bis es fertig ist. Je nach Größe des Gegenstands kann das 30 Minuten, mehrere Stunden oder sogar Tage dauern.
Die Anwendungsbereiche sind vielfältig und im Prinzip nur durch die Größe des Druckers begrenzt: Ein kleiner Schlüsselanhänger, ein Ersatzteil für die Kaffeemaschine oder eben ein kleines Modell des Kölner Doms sind meist in wenigen Stunden fertig.
Nützlich: PC-Kenntnisse
Ganz ohne PC-Kenntnisse geht es freilich nicht. „Man sollte Programme öffnen und die rechte und linke Maustaste benutzen können, einfache Englischkenntnisse sind auch hilfreich“, erläutert Yvonne Fischer. „Notfalls kommt man zwar auch ohne dieses Basiswissen zurecht, aber dann ist die Einstiegshürde natürlich höher.“ Denn damit der Drucker weiß, was er produzieren soll, braucht er eine spezielle Datei. Die wiederum sei in einer dafür vorgesehenen Software zu öffnen. Woher man diese Dateien bekommt und wie man das entsprechende Programm bedient, erklärt Fischer in ihrem Workshop.
Wer eigene Objekte duplizieren möchte, kann überdies einen 3D-Scanner nutzen. Dies ist allerdings ein etwas komplizierterer Prozess und setzt fortgeschrittene PC-Kenntnisse voraus.
Sozial-Betriebe-Köln nutzen 3D-Drucker für Inklusion
Auch die Sozial-Betriebe-Köln haben einen 3D-Drucker angeschafft, der den Bewohnern des Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti in Longerich zur Verfügung steht. Hier wird der neue Drucker etwa für Stifthalter oder Tellerranderhöhungen genutzt.
Damit wird deutlich, dass die neuartigen Drucker keineswegs nur für ein junges, technisch versiertes Publikum interessant sind, sondern für alle gleichermaßen praktische Alltagshelfer sein können. Dies bestätigt auch Fischer: „Es ist total toll und faszinierend, wie groß die Altersspanne in unseren Workshops ist.“
Es gibt 3-D-Drucker an den Standorten Kalk, Porz und Rodenkirchen. Die Zentralbibliothek bietet den Service aufgrund der Sanierungsarbeiten bis auf Weiteres nicht an.
Nach einer Schulung darf man die Geräte auf eigene Faust und für eigene Projekte nutzen. Eine Reservierung der Drucker im Online-Portal der Bibliotheken ist erforderlich.
Und man sollte sich nicht zu viel vornehmen, denn am Ende des Tages müssen die selbsterstellten „Werke“ fertig sein. Dann werden die Drucker aus Sicherheitsgründen ausgeschaltet.
Schulungstermine und Infos finden Sie hier.
WDR5-Doku zum Nutzen von 3-D-Druckern im Alltag
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