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Vereine / Organisationen

Sportvereine in Köln

Karin Bünnagel · 18.07.2025

Seit Günter Keller die Ausbildung zum Übungsleiter beendet hat, gibt er Kurse beim DJK Südwest Köln e. V. in Sülz. Foto: Thomas Banneyer

Seit Günter Keller die Ausbildung zum Übungsleiter beendet hat, gibt er Kurse beim DJK Südwest Köln e. V. in Sülz. Foto: Thomas Banneyer

Der Vereinssport bietet Fitness, Kraft- und Ausdauertraining, Fußball, Volleyball sowie Reha- und Breitensport. Viele Mitglieder im Ruhestand engagieren sich ehrenamtlich als Trainer, Schiedsrichter und in weiteren Funktionen. Ein Blick in die Vereinsarbeit.


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Mattentraining in einer Schul-Sporthalle in Klettenberg. Zehn Seniorinnen und Senioren trainieren im Vierfüßlerstand ihre Rückenmuskulatur. „Der Blick geht der Hand hinterher“, beschreibt Übungsleiter Günter Keller den Teilnehmenden den richtigen Bewegungsablauf und fügt hinzu: „Hört auf euren Körper. Macht nur so weit, wie ihr kommt.“

Der 65-jährige Rentner hat erst vor Kurzem seine Ausbildung als Übungsleiter abgeschlossen. „Mit Rentenbeginn bin ich in den Sportverein eingetreten“, sagt er. „Die drei Jahre davor saß ich nur im Homeoffice, habe zugenommen und bin unbeweglich geworden.“ Seitdem steht dreimal die Woche Vereinssport auf seinem Programm: von der Seniorengruppe über Fitnesstraining bis hin zum Kraft-Ausdauer-Kurs. Das Training zahlt sich nicht nur für seine Teilnehmer aus: Auch er selbst ist wieder fit und beweglich.


Ein Ehrenamt im Vereinsport macht Spaß und hält fit. Fotos: Thomas Banneyer

Eingetreten ist Keller beim DJK Südwest Köln e. V. in Sülz – die räumliche Nähe und das umfangreiche Seniorenangebot waren für ihn ausschlaggebend. Im vergangenen Jahr hat der Verein dann alle über sechzigjährigen Mitglieder angeschrieben und gefragt, ob sie eine Ausbildung als Übungsleiter machen möchten. „Ich hab’ ja Zeit, und ich hab’s gemacht. Es war toll!“ Das Lernen macht ihm generell Spaß, und Keller liebt es, neue Erfahrungen zu machen, Kontakte zu knüpfen. Sechzehn Tage dauerte seine Vereinssport – ohne ehrenamtlich engagierte Ausbildung, verteilt über mehrere Wochenenden. Bislang übernimmt er seine neue Aufgabe nur vertretungsweise, um zu verhindern, dass der Kurs ansonsten ausfällt. „Wenn die Teilnehmenden am Ende sagen, dass ihnen die Stunde Spaß gemacht hat, dann freut mich das Feedback sehr.“ Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit erhalten Übungsleiter in der Regel von dem jeweiligen Verein eine kleine Aufwandsentschädigung.


Günter Keller. Foto: Thomas Banneyer

 

„Wenn die Teilnehmenden am Ende sagen, dass ihnen die Stunde Spaß gemacht hat, dann freut mich das Feedback sehr.“

Günter Keller, Übungsleiter

Vorstandsarbeit ist Ehrenamtssache

Zwar gehört der DJK Südwest mit knapp 2.000 Mitgliedern und hundert Übungsleitern und Trainern zu den fünf größten Vereinen in Köln, aber auch er hat massive Probleme. Dazu gehören die generelle Unterfinanzierung der öffentlichen Bewegungsräume in Köln, marode Turnhallen, die dringend saniert werden müssten, um sie vor der Schließung zu bewahren, und knappe Zeitfenster, in denen sie die Sportstätten nutzen können. Die Wartelisten mit Sportinteressierten sind lang, doch die vorhandenen Kapazitäten können die Nachfrage nicht decken. Zudem werden händeringend ehrenamtliche Akteure gesucht, um die Arbeitslast zu bewältigen. Dabei haben Sportvereine viel zu bieten: Menschen von Jung bis Alt können sich sportlich betätigen, sich miteinander austauschen und messen und soziale Kontakte knüpfen – und alles nach ihren eigenen Bedürfnissen und sportlichen Interessen. Dazu kommt noch der im Verhältnis zu Fitnessstudios meist günstigere Preis, und auf Wunsch gibt es auch das Vereinsleben inklusive.


Wer fit und beweglich bleiben will, sollte regelmäßig Sport treiben. Zusammen macht es noch mehr Spaß! Foto: Thomas Banneyer

Auch der SV Weiden stimmt in das Klagelied mit ein. Neben Fußball, Volleyball und Breitensport bietet der Verein auch Reha-Sport an. Letzterer wird ärztlich verordnet, um beispielsweise die Beweglichkeit und Koordination nach einer Krankheit zu verbessern. Mit diesem speziellen Angebot fließt zwar zusätzliches Geld in die Vereinskasse, allerdings wird über die Krankenkassen abgerechnet. Oft bleiben die Teilnehmer nur für die Dauer der Maßnahme und werden nicht Mitglied im Verein. „Der Verwaltungsaufwand für den Reha-Sport ist enorm, unsere Ehrenamtlichen können das nicht auch noch stemmen“, berichtet der ebenfalls ehrenamtlich tätige Vereinsvorsitzende Vincenz Zila. Aus diesem Grund kümmert sich die einzige festangestellte Mitarbeiterin darum, die sich der Verein glücklicherweise leisten kann.

„Ich bin seit über vierzig Jahren im Verein und fühle mich ihm sehr verbunden“, erzählt Zila. Den Vorsitz hat er seit über drei Jahren inne. Kein anderer wollte diesen Job machen, gibt er ehrlicherweise zu. „Meine Aufgabe ist es, den Überblick zu behalten, nicht nur finanziell, sondern generell.“ Die Fußball- und die Volleyballabteilung haben jeweils einen eigenen Abteilungsleiter und agieren weitestgehend selbstständig. Im Breitensport ist Zila hingegen als Ansprechpartner gefragt, da es hier keine Abteilungsleiter gibt. Zehn Stunden die Woche – so viel Zeit investiert er durchschnittlich in den Traditionsverein mit seinen 604 Mitgliedern. Er ist noch berufstätig und verbringt die ein oder andere Mittagspause damit, Vereins-E-Mails zu beantworten.

Übungsleiter fehlen

Die Verbundenheit zum Verein, die Freundschaft zu engagierten Vereinsmitgliedern, ausreichend Zeit und Lust an neuen Erfahrungen – es gibt viele Gründe, sich ehrenamtlich im Sportverein zu engagieren. Sie sind in der Regel im Vorstand, als Schieds- und Kampfrichter, Übungsleiter und Trainer tätig – und erhalten für ihr Engagement, wenn überhaupt, nur eine Aufwandsentschädigung. Und das in knapp 700 Kölner Sportvereinen mit insgesamt 350.000 Mitgliedern. Idealerweise übernimmt ein Mitglied eine Aufgabe, so wie das Günter Keller und Vincenz Zila gemacht haben. Aber die Realität sieht leider häufig anders aus: Vorstandsposten bleiben unbesetzt, Sportgruppen müssen zusammengelegt oder gar aufgelöst werden. Doch vor allem fehlen Übungsleiter und Trainer.


Der Lohn liegt im Tun: Spaß und Austausch sind im Vereinsleben inklusive. Foto: Thomas Banneyer

„Das Ehrenamt im Sport, aber auch die Anforderungen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert“, berichtet Christine Kupferer, Geschäftsführerin des Stadtsportbundes Köln (SSBK). „Die Aufgaben sind deutlich vielfältiger und aufwendiger geworden, man denke beispielsweise an leider steigende bürokratische Anforderungen. Andererseits ist auch die Lebenswirklichkeit der Menschen, die sich vielleicht engagieren würden, mittlerweile eine andere geworden.“ Neben dem Beruf und der Familie noch ein Ehrenamt zu übernehmen, könne in heutigen Zeiten eine Herausforderung darstellen. Und ohne einen persönlichen Bezug zum Sport engagiere man sich meist nicht unbedingt hier, dazu seien die ehrenamtlichen Alternativen in Köln zu vielfältig.

Die notwendigen Kompetenzen wären jedoch reichlich vorhanden. Wer beispielsweise jahrzehntelang im Job mit Zahlen jongliert hat, für den ist es sicherlich ein Leichtes, die Buchungen und Belege eines Sportvereins zu kontrollieren. „Viele Ehrenämter finden im Verborgenen statt und sind neben den Engagierten auf Plätzen und in Hallen enorm wichtig für einen funktionierenden Verein: Vorsitzender, Schatzmeister, Jugendwart oder beispielsweise Beisitzer für spezielle Aufgaben wie Inklusion“, so Kupferer weiter. Aber auch neben der Übernahme eines Amtes kann die Mitarbeit bei konkreten Projekten, wie beispielsweise bei der Erstellung einer modernen Homepage, eine große Hilfe sein.

Gemeinschaft im Verein erleben


Irmgard Henneke in Aktion als Kampfrichterin beim ASV-Sportfest am 1. Mai 2024. Foto: © privat

„Für mich war wichtig, dass meine Kinder Sport machen“, sagt Irmgard Henneke. Die siebzigjährige Rentnerin engagiert sich seit 1999 für den ASV Köln in Müngersdorf in der Leichtathletik. Angefangen hat alles damit, dass sie ihre drei Kinder beim Sportverein um die Ecke angemeldet hat. „Ich bin sportbegeistert, auch wenn ich von Haus aus keine Leichtathletin bin.“ Ihre Kinder sind zwar längst nicht mehr aktiv, deren Mutter dafür umso mehr. Damals absolvierte sie eine Ausbildung zur Kampfrichterin, und stieg auf der Ehrenamtsleiter immer weiter nach oben. Heute ist sie Wettkampfwartin für den Leichtathletikverband Nordrhein, Region Südost, neben ihren Tätigkeiten im Leichtathletik-Vorstand im Bereich Kasse und Sportveranstaltungen.

Das jährliche ASV-Sportfest organisiert sie mit Herzblut: 300 bis 420 Teilnehmende, siebzig Helfer – alles läuft über ihren Schreibtisch. „Wenn ich am 1. Mai abends nach Hause gehe, denke ich zufrieden: „Ja, es waren strahlende Gesichter auf dem Platz, die Kinder waren glücklich, und es gab Komplimente von den Trainern. Es macht sehr viel Spaß, etwas Sinnvolles zu tun.“ Ihre Energie und Motivation sind ansteckend.

Lesen Sie Sportstadt Köln: Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Gespräch mit Prof. Dr. Ansgar Thiel.

Informationen

Ausbildung im Breitensport
Der Stadtsportbund Köln (SSBK) bietet verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Vereinsarbeit an – ob als ehrenamtlicher Vereinsvorstand, im Verwaltungsbereich oder als Übungs- oder Kursleiter.

Kontakt: Eike Weinberg, Sportreferent beim SSBK, Tel. 0221 / 92 13 00-22
E-Mail: weinberg@stadtsportbund-koeln.de
www.ssbk.de

Ehrenamtsbörse des SSBK – mit den Gesuchen von Vereinen: www.ssbk.de/fuer-aktive/ehrenamt

Übersicht aller Kölner Sportvereine:
www.ssbk.de/fuer-aktive/verein-suchen

ASV Köln e. V.
Olympiaweg 3
50933 Köln
Tel. 0221 / 71 99 16-0
www.asv-koeln.de
Maps

SV Weiden 1914/75 e. V.
Ludwig-Jahn-Str. 15
50858 Köln
Tel. 02234 / 49 76 70
www.svweiden.de
Maps

DJK Südwest Köln 1920/27 e. V.
Berrenrather Str. 173
50937 Köln
Tel. 0221 / 941 56 09
www.djk-suedwest.de
Maps

Turnverein Dellbrück 1895 e. V.
Mielenforster Str. 40
51069 Köln
Tel. 0221 / 68 20 22
www.tv-dellbrueck.de
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Tags: Ausdauer , Bewegung , Ehrenamt , Fitness , Kraft , Reha , Rentenalter , Senioren , Seniorensport , Sport , Sportvereine , Training , Vereine , Vereinssport

Kategorien: Unser Köln , Ehrenamt , Vereine / Organisationen