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Leben in Köln

Schon gewusst? Über das Frauengefängnis

Ute Schumacher/LVR · 27.07.2020

Die „Bleche Botz“ – heute steht dort das Schuhhaus Kämpgen. Foto: Foto: Rheinisches Bildarchiv

Die „Bleche Botz“ – heute steht dort das Schuhhaus Kämpgen. Foto: Foto: Rheinisches Bildarchiv

... dass man in Köln kriminelle Weiber lange Zeit in eine blecherne Hose steckte? Lesen Sie mehr über eine kölsche Stadtgeschichte.

Am Ende der Schildergasse zum Neumarkt, an der Ecke zur Krebsgasse, lag das ehemalige Klarissenkloster „zu den Schutzengeln“. Um 1800 entstand daraus eine Haftanstalt. Zu dieser Zeit befand sich Köln in französischer Hand und die damalige Verwaltung richtete im zuvor verstaatlichten Kloster im Oktober 1801 ein für 320 Gefangene beiderlei Geschlechts vorgesehenes „Civilgefängnis“ ein, das „Rheinische Arrest- und Correctionshaus“.

Umgebaut wurde das Kloster von dem Blechschläger Alexander Hittorf – auch Blechen Alexander genannt – und einem Maurermeister namens Johann Butz (oder Botz). Auf diese beiden soll die später volkstümliche Bezeichnung der Anstalt „Bleche Botz“ zurückgehen. Das bedeutet auf Hochdeutsch „blecherne Hose“ und wurde im kölschen Sprachgebrauch schnell als Synonym für den Gefängnisaufenthalt verwendet.

Anforderungen des Strafvollzugs

Auch unter der späteren preußischen Herrschaft blieb die Strafanstalt als solche bestehen. Das ehemalige Klostergebäude war jedoch auf Dauer wenig als Gefängnis geeignet, da es sowohl räumlich, organisatorisch wie auch hygienisch nicht den Anforderungen des damaligen Strafvollzugs entsprach.

1838 nahm die neu erbaute Strafanstalt Köln „am Klingelpütz“ ihren Betrieb auf und in der Folge wurde die Anstalt in der Schildergasse zwischen 1846 und 1848 zum Frauengefängnis umgebaut.

Königliche Straf- und Besserungsanstalt am Klingelpütz

Die „Königliche Straf- und Besserungsanstalt für weibliche Gefangene“ war den Kölnern wohl eher als „Weiberanstalt“ bekannt und wurde von der Strafanstalt „am Klingelpütz“ verwaltet. Durch den stetigen Anstieg der Kölner Bevölkerung reichte die Haftkapazität beider Anstalten kaum aus. Die „Bleche Botz“ musste dem Klingelpütz bis zu ihrer Aufgabe im Jahre 1904 immer wieder zur Entlastung dienen und auch männliche Häftlinge aufnehmen.

Die als „rote Gräfin“ bekannte deutsche Sozialistin Sophie Gräfin von Hatzfeld (1805–1881) war die wohl berühmteste Insassin der Frauenhaftanstalt. Sie war die Lebensgefährtin des sozialistischen Politikers Ferdinand Lassalle (1825–1864) und auch selbst politisch sehr aktiv. Sie wurde im Zuge der Märzrevolution 1848/49 am 20. Mai 1849 verhaftet und saß für zwei Monate in der „Blechen Botz“.

1904 wurde das Frauengefängnis aufgegeben und wenig später abgerissen. Der 1907 fertig gestellte Neubau des Polizeipräsidiums entstand an seiner Stelle. Dieser wurde beim letzten Bombenangriff auf Köln am 2. März 1945 zerstört.Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft.Digital.

Webseite: www.kuladig.de

 

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Tags: Frauen in Köln , Kölner Stadtgeschichte

Kategorien: Leben in Köln