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Kultur

Asiatisch auf den Teller – im Museum für Ostasiatische Kunst (MOK)

Antje Schlenker-Kortum, 14.10.2021 · 05.08.2024

Foto: Bettina Bormann

Foto: Bettina Bormann

Ob Workshop, Kurs oder Gespräch – wer Kunst nicht nur gucken, sondern persönlich erfahren will, findet in Kölner Museen ein breites Angebot.

Aus dem kleinen Atelier des Museums für Ostasiatische Kunst (MOK) dringt enthusiastischer Beifall. Er gilt zunächst Susanne S. Sie blickt verzaubert auf den Porzellanteller vor ihr, den sie mit Früchten bemalt hat. Er ist das Ergebnis eines dreistündigen Kurses „Porzellanmalerei“. Eigentlich sei sie nur Hobbyzeichnerin, sagt Susanne S. sichtlich stolz. „Ich komme regelmäßig her. Ich bin einfach gern hier.“

Ausstellungstücke, die inspirieren

„Porzellanmalerei“ steht öfters auf dem Programm des MOK. Wer teilnimmt, lernt unter fachkundiger Anleitung, weißes Geschirr mit selbstgewählten Motiven und Dekoren zu gestalten. Dazu geht es zunächst in die Porzellanausstellung: die Motive ostasiatischer Meisterwerke studieren, etwas über deren Symbolik erfahren und sich Ideen für die eigene Gestaltung holen.

So ließ sich eine Kursteilnehmerin zu einer zartrosa Kirschblüte inspirieren. Dass die auf dem schlichten Porzellan so modern wirkt, freut und erstaunt sie gleichermaßen. Außer Porzellanmalerei bietet das Museum weitere Kurse für Erwachsene an: von Tuschemalerei – etwa in der Tradition des Zen – über Teezeremonie bis Achtsamkeit und Qigong. Denn der Ort mit seiner Ausstrahlung sei wie geschaffen für solche Angebote: „Das hat einen großen Einfluss auf das persönliche Erleben“, sagt Caroline Stegmann-Rennert, Leiterin für Kunst- und Kulturvermittlung des Museums, und meint damit vor allem die meditative Ruhe, die Architektur und Landschaftsgarten am Aachener Weiher ausstrahlen.

Keine Altersgrenzen, keine Sprachbarrieren

„Jedes Mitglied der Kölner Museumsfamilie hat eigene Erfahrungen mit seinem Publikum“, sagt Dr. Matthias Hamann. Als Direktor des Museumsdienstes verantwortet er diesen Kurs genauso wie die Angebote aller neun städtischen Museen. Sie sind Teil eines museumspädagogischen Konzeptes für Kinder und Erwachsene.

Der Auftrag: komplexe Themen aus Kultur- und Kunsttheorie so zu vermitteln, dass Museumsgäste eine Brücke in ihre Lebenswelt bauen können. Der promovierte Kunsthistoriker weiß, dass einige Besucher heutzutage bereits Fachkenntnisse mitbringen. „Es gibt Experten in eigener Sache, die sich in einem Thema auskennen und dies mitteilen.“

„Plötzlich ist das Museum ein Ort, wo meine Sprache erklingt. Für viele heißt das, ich kann dazugehören.“

Dr. Matthias Hamann, Direktor des Museumsdienstes

Antennen für Interessen

Gleichwohl ist er überzeugt: Der Schlüssel und das Kapital der Museen sind die vermittelnden Museumsfachleute. Wobei nicht ihre Fachausbildung, sondern ihr Einfühlungsvermögen die Antenne zum Publikum ist. Und er ergänzt: „Das Schöne ist, dass man in einem solchen Kurs, der einlädt, Neues auszuprobieren, nicht scheitert.“ Interessenten kämen ganz ohne Vorkenntnisse oder um sich zu verbessern. Ob digital oder vor Ort, Museumsgäste würden etwas lernen, sich austauschen oder entspannen wollen – oft mit den Enkeln, Partnern oder Freunden.

Klar ist: Es gibt nicht nur eine Motivation für die Teilnahme an einem der vielen Angebote. So bekommen zum Beispiel bei den „Kunstdialogen“ im Museum Ludwig „Zuhörende“ Sachinformationen und „Entdecker“ können mit der studentischen Fachkraft diskutieren. Hamann hat die Erfahrung gemacht, dass hier Raum für Gespräche über Generationen hinweg ist. Er meint: „Sogar anwesende Kinder sind eine Bereicherung. Sie stellen Fragen, die man selbst gern stellen würde.“

Generationengespräch

Um neues Publikum zu begeistern, verlassen die Museen ihre vermeintlichen Elfenbeintürme und bieten zum Beispiel Schreibwerkstätten in Senioreneinrichtungen und Bürgerzentren an. Oft sei die Sprache eine Barriere, stellt Hamann fest, deswegen würden Führungen auch auf Türkisch angeboten: „Plötzlich ist das Museum ein Ort, wo meine Sprache erklingt. Für viele heißt das, ich kann dazugehören.“


Ein Nachmittag und eine ruhige Hand – fertig. Foto: Bettina Bormann

Zurück zum MOK: Kursleiterin Corinna Fehrenbach ist als studierte Porzellan- und Glasmalerin eine der Letzten ihrer Art. Ihr Anspruch ist es, dass die Teilnehmenden in ihrem Kurs in der Kürze der Zeit mit einfachen Mitteln und auf handelsüblichen Tellern ein eigenes Porzellandekor verwirklichen. Das hat heute gut geklappt, alle sind sichtlich stolz, dass sie einen Gegenstand „echt asiatisch“ bemalt haben.

Elke Böse hat sich an ein komplexes Motiv getraut. Sie hat einen imposanten Drachen nach einer Motivvorlage mit waschechter Hobbyfarbe, Zahnstocher und Wattestäbchen gemalt. Eine andere Dame hat auf ihren Teller einen filigranen Kranich übertragen: „Zu schön, um ihn zu benutzen“, meint sie zufrieden. „Der wird Wanddekor.“

Alle Angebote der Kölner Museen auf:
https://museenkoeln.de/portal/Kreativkurse-fuer-Erwachsene

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Tags: Kunst. und Kultur , Museen , Workshop

Kategorien: Kultur , Unser Köln