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Leben in Köln

Kölner Friedhöfe pflegen Natur- und Artenschutz

Redaktion · 03.03.2021

Kölner Friedhöfe sind Erholungsorte für Mensch und Natur. Und sie sind Heimat für Gartenschläfer. Foto: Stadt Köln, Betina Küchenhoff

Kölner Friedhöfe sind Erholungsorte für Mensch und Natur. Und sie sind Heimat für Gartenschläfer. Foto: Stadt Köln, Betina Küchenhoff

Kräuterbeete, Sitzbänke, ein insektenfreundlicher Obsthain und eine Umsiedlung - die ersten Ergebnisse des Projektes „Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025“ beginnen zu grünen.

Welche Wünsche und Bedürfnisse haben die Menschen in Köln, wenn es um die Gestaltung der Stadt geht? Diese Frage stellte sich das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, als es um die Umgestaltung der 55 städtischen Friedhöfe ging. 2019 rief sie zu einer Bürgerbeteiligung auf. Die ersten Wünsche des Fünf-Jahres-Planes „Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025" wurden nun umgesetzt.

Erholung für Mensch und Natur

Die Befragung bestätigte es: Die Bürger schätzen die Friedhöfe als Orte der Ruhe und Trauer - das soll sich auch nicht ändern. Mehr noch: Sie sehen die Anlagen als „grüne Lunge“ der Stadt und als ideale Orte, um Projekte rund um den Natur- und Artenschutz auszubauen.

Hier einige Beispiele, die bereits umgesetzt wurden:

Friedhof Kalk: ein Wildobsthain


Noch sind sie ganz unscheinbar - die 15 frisch gepflanzten Wildobstbäume. Foto: Stadt Köln

Der Wildobsthain ist ein großflächiges Projekt, das sich in den kommenden Jahren nachhaltig entwickeln soll. Insekten lieben Artenreichtum - erst recht derart seltene Sorten wie der gepflanzten Exemplare: Holzapfel, Wildbirne, Elsbeere, Speierling, Mährische Eberesche, Steinweichsel, Mispel, Weißdorn, Felsenbirne, Kornelkirsche, Traubenkirsche, Bitterorange, Baumhasel, Schwarze Maulbeere und Weidenblättrige Birne. Außerdem wurden Rasenwege, eine Totholzhecke und Vogelnährgehölze integriert.

Westfriedhof: neue Heimat des Gartenschläfers


Ein Blick durch die offene Tür offenbart: So gemütlich wohnt der Gartenschläfer auf dem idyllischen Westfriedhof. Foto: Stadt Köln

In Städten begegnet man dem Gartenschläfer häufig auf  Streuobstwiesen, in Kleingärten oder naturnahen Gärten. Und besonders die Friedhöfe sind für diese kleinen Wildtiere besonders geschützte Rückzugsorte und Lebensräume.

Man erkennt den Gartenschläfer an seiner auffälligen Fellzeichnung - der "Zorro-Maske". Er lebt ausschließlich in Europa - überwiegend in Deutschland. Doch die Bestände der nachtaktiven und zurückgezogen lebenden Tiere sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Das ist kaum verwunderlich: Er lebt zumeist in den seltener werdenden Heckenstrukturen und Wäldern mit hohem Totholzanteil.

Aber nicht immer: Eine achtköpfige Gartenschläfer-Familie bewohnte einen "Netzersatzsteuerschrank" - einen Blechkasten im Stellwerk der Deutschen Bahn. Eine solche Belagerung kann nicht nur für die Tiere gefährlich werden. Deshalb wurden sie nun auf den Westfriedhof in einen eigenen Blechkasten umgesiedelt.

Melaten-Friedhof: Lavendelbeet mit Stauden


Eine Lücke in sonniger Lage - sie bot sich für eine zusätzliche Bepflanzung mit blühenden Stauden an. Foto: Stadt Köln

Im Juni 2020 wurde ein zusätzliches Beet Lavendelbeet auf einer Rasenfläche zwischen den Gräbern angelegt. Die Blütenpracht ist nicht nur schön anzusehen - Sommer-Rosen, Lavendel, Ziersalbei, Katzenminze und Storchschnabel dienen vielen Insekten als wichtige Nahrungsquelle. Im Spätsommer und Herbst spenden die hohe Fette Henne, Sonnenhut und die Kissen-Aster Nahrung für Insekten. Hingegen werden die Samenstände des Sonnenhutes im Winter von den Vögeln gefressen. Zusätzliche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein.

Sanierung und Erweiterung

Zu den geplanten Umgestaltungsmaßnahmen zählen auch  Sanierungen an 27  Friedhofsgebäuden. Außerdem wurde in schadstoffarme Elektrofahrzeuge und Geräte investiert.

Aufgrund der Nachfrage wurden die bisherigen Baumgrabstätten mit weiteren Angeboten auf den Friedhöfen in Steinneuerhof, Worringen und in Leidenhausen erweitert. Dafür wurden zusätzliche Jungbäume gepflanzt. Und insgesamt 70 neu erworbene Sitzbänke bieten einen Platz für Rast, Trauer und Austausch.

In den kommenden fünf Jahren sollen zahlreiche weitere Maßnahmen umgesetzt werden. Der Bürgerdialog soll ebenso fortgeführt werden: Am Tag der Kölner Friedhofskultur soll jährlich der jeweils aktuelle Stand diskutiert werden. Bis die Veranstaltung wieder stattfinden kann, werden die Ergebnisse unter:
www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/freizeit-natur-sport/friedhoefe/kulturraum-koelner-friedhoefe-2025 dargestellt.
Begleitend wird es eine Freiluft-Ausstellung geben: auf Info-Tafeln auf den Kölner Friedhöfen.

 

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Tags: Friedhöfe , Insektenschutz , Trauer

Kategorien: Leben in Köln