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Leben in Köln

Aus weichem Holz geschnitzt

Wolfgang Guth · 08.02.2019

In der Puppensitzung treten neben den Knolldendorfern auch jede Menge Gäste auf. Foto Dirk Wannemacher / Hänneschen Theater

In der Puppensitzung treten neben den Knolldendorfern auch jede Menge Gäste auf. Foto Dirk Wannemacher / Hänneschen Theater

Bundesweit einmalig sind die Puppenspiele der Stadt Köln, das Hänneschen Theater.

Köpfe, sauber am Hals vom Körper getrennt, reihen sich auf etlichen Regalmetern aneinander. Die Häupter sind kahl geschoren, höchstens ein spärlicher Haaransatz ist noch erkennbar. Einige sind mit einem Prachtexemplar von Riesenriechkolben in leicht rötlicher Farbe ausgestattet. Bei anderen fallen eher die lange gebogene Nase und die leicht eingefallenen Wangen auf. Beides betont das Schielen der weit geöffneten Augen.

Ein "Bleck hinger die Britz"

Interessiert, aber keineswegs verängstigt begutachtet die Besuchergruppe die gruselige Sammlung. „Das kann nur der Tünnes sein“, identifiziert eine Teilnehmerin den Mann mit der unübersehbaren Knollennase. „Und der Holzkopf mit dem Silberblick ist dann Schäl“, bleibt auch dessen Gegenstück nicht unerkannt. Die Teilnehmer an der Veranstaltung „Bleck hinger die Britz“ haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn alle hier aufgereihten Puppenköpfe sind Einwohner von Knollendorf, einem fiktiven Stadtteil am Rande Kölns. Dieses Veedel bildet den Raum und Rahmen für alle Stücke des Hänneschen Theaters. Die Knollendorfer Köppe sind aus Lindenholz geschnitzt. Bei der Linde sind kaum Jahresringe erkennbar, außerdem ist die Struktur fein, dicht und weich. Dadurch eignet sie sich bestens zum Schnitzen, aber auch zum Bemalen und Schminken.

Vor dem Schminken werden die Köpfe mit dem ebenfalls aus Holz geformten Rumpf zusammengebaut. Daran hängen die mit Bändern befestigten Arme und Beine, die dadurch beweglich sind. Die Puppe wird angekleidet, bekommt eine Perücke oder gegebenenfalls einen Bart. Im Rumpf wird eine Führstange befestigt, mit der der Puppenspieler die Figur trägt. Eine Handstange verbindet die rechten Arme von Spieler und Puppe und ermöglicht gezielte Bewegungen.

Sechs Inszenierungen pro Spielzeit

So zum Leben erweckt ist die Stockpuppe bereit für den Einsatz. Bei der Vorstellung müssen die Puppenspieler ihre Figuren über die Führstange exakt in der Höhe halten und bewegen, auf der die Besucher im Zuschauerraum die Bretter vermuten, die die Welt bedeuten. Die es aber im Hänneschen gar nicht gibt, denn die Spieler agieren – vom Zuschauerraum aus unbemerkt – hinter der „Britz“, einer Balustrade. Und das mit ganzem Körpereinsatz. Die schwerste Puppe, die Figur des Wirts „Mählwurms Pitter“, bringt stolze vier Kilo auf die Waage.

Sechs Inszenierungen bringt das Ensemble der Puppenspiele in jeder Spielzeit auf die Bühne. Das Kindermusical „Fläscheposs" wendet sich ab 5. Mai an die jungen Zuschauer, für die Erwachsenen ist das Abendstück „Farina - Wunderwasser vun Kölle“ gedacht, das ab dem 27. April aufgeführt wird. Alle Altersgruppen soll das Ostermärchen „Fröhlingsjemölsch“, das am 30. März Premiere hat, entzücken. Alle Stücke werden auf Kölsch geschrieben und gespielt. Das Ensemble führt die Stockpuppen, spricht, singt und spielt live. Auch die Musik wird handgemacht. „Kult sein für Kleine und Jroße“ beschreibt Intendantin Frauke Kemmerling ihre Zielsetzung.

Ab April sind die Karten für die neue Spielzeit erhätlich.

Hänneschen Theater – Puppenspiele der Stadt Köln
Eisenmarkt 2 – 4
50667 Köln
Theaterkasse und Kundenberatung: 0221 25812 01 (Mittwoch – Sonntag, 10 – 14 Uhr), Theaterbüro: 0221/ 221-2 3283

Tags: Kultur , Theater

Kategorien: Leben in Köln