Ratgeber
Mit dem Pedelec sicher ans Ziel
Bernd Schöneck · 30.04.2024
Wer erstmals E-Bike fährt, sollte vorher auf einem Platz ohne Verkehr trainieren. Foto: www.pd-f.de / Luka Gorjup
Ihren Umstieg auf Pedelecs, Räder mit zuschaltbarer elektrischer Motor-Hilfe beim Treten, haben Anne Grose und Hans-Georg Kleinmann keine Sekunde bereut. „Mir wurden lange Touren mit normalem Rad zu anstrengend“, erinnert sich die 71-jährige Grose. „Mal eben raus nach Rodenkirchen, da macht man sich keine Gedanken mehr drüber. Man fährt sozusagen auf Sieben-Meilen-Stiefeln“, ergänzt der 69-jährige Kleinmann. Dennoch kennen die zwei die Risiken des Pedelec-Fahrens.
„Mit Motor wird es schnell sehr flott“, weiß Grose. Obwohl Pedelecs wie auch E-Bikes auf 25 Stundenkilometer begrenzt sind. Letztere unterstützen beim Fahren auch, wenn man nicht tritt. „Ich habe mir angewöhnt, nicht direkt die volle Kraft zuzuschalten. Vor allem im Stadtverkehr, gerade an Kreuzungen.“
Mehr Radunfälle in Köln
Dass Radeln, gerade in „elektrisierter" Form, Gefahren birgt, zeigt die Polizeistatistik: 2022 gab es in Köln gut 20 Prozent mehr Radunfälle als im Vorjahr, 55 Prozent betrug der Anstieg dabei allein bei den bei Älteren beliebten Pedelecs: Von den 276 Verunglückten waren 42 schwer verletzt, einer starb. In ganz NRW gab es 6.766 Pedelec-Unfälle mit Personenschaden, ein Plus von 42 Prozent zu 2021. Fast ein Drittel, 2.103 Verunglückte, waren über 65.
„Die Leute meinen, durch den Motor fährt das Ding quasi von alleine“, erzählt die professionelle Radtrainerin Anke Prinz, „aber wenn ich schon ein normales Rad nicht richtig beherrsche, sind schwere Unfälle programmiert.“ Sie bietet Kurse für Senioren und besondere Pedelec-Schulungen an. Oft trainiert sie auf dem Verkehrsübungsplatz im Inneren Grüngürtel und weiß: „Senioren, die zuletzt – oder gar als Kind – mit 15 km/h fuhren, sind bei Tempo 25 schnell überfordert.“ Erste Übung ist immer Anfahren und Bremsen. „Das muss ein Automatismus werden, das ist unglaublich wichtig.“ Und: Autofahrer unterschätzten radelnde Senioren. „Deshalb rate ich immer, das Tempo nie voll auszureizen.“
Fahrsicherheit gezielt erhöhen
Zwei Experten bei der Kölner Polizei für sicheres Radeln sind Mario Weidgang und Martin Ruppert. „Zu allererst wichtig ist, gut erkennbar zu sein, und zwar Sommer wie Winter – das heißt, reflektierende Kleidung, ein leuchtender Taschen-Überzieher“, rät Weidgang. „Je mehr, desto besser.“ Gerade bei Senioren, so Ruppert, sei die körperliche Eignung wichtig. „Voraussetzung, gut Pedelec zu fahren, ist gut Rad fahren zu können. Auch die Kraft zum Halten des schwereren Rades muss da sein.“
Niemals könne ein Pedelec die Fahruntüchtigkeit auf einem „normalen" Rad ausgleichen. Nachlassende Reaktionsfähigkeit oder gar die Einnahme von Medikamenten – etwa solche, die Müdigkeit auslösen –, seien ebenso zu bedenken. Schutzausrüstung Nummer Eins gegen schwere Kopfverletzungen sei der Fahrradhelm, betonen beide. „Es gibt keinen Grund, keinen Helm zu tragen!“, so Weidgang. Wichtig seien einfache Bedienung und Komfort – denn man soll ihn im Alltag ja auch anziehen. Zum richtigen Helm berät die Polizei unabhängig und gratis.
Der Fahrradhelm ist die wichtigste Schutzausrüstung! Foto: Pixabay
Ruppert ergänzt: „Auch ein Rückspiegel kann sinnvoll sein; er ersetzt jedoch nicht den Schulterblick.“ „Optimal ist ein Fahrsicherheitstraining“, rät er. Essenziell sei vorausschauendes Fahren – sich schnell etwa auf Nässe, Unebenheiten oder Personen auf der Fahrbahn einzustellen. „Und es ist ratsam, dem Toten Winkel aus dem Weg zu gehen, indem man sich mit Abstand hinter dem Lkw aufstellt“, ergänzt Weidgang.
Einer von drei Haupt-Unfallgründen sei jedoch das Tempo, wissen die zwei. „In kritischen Situationen können 25 oder 30 km/h einfach zu viel sein.“ Seine Sorge, so Pedelec-Fahrer Kleinmann, dass durch den Pedelec-Umstieg die Fitness leide, habe sich nicht bestätigt – im Gegenteil. „Das Mehr an Fahrten, das auf einmal möglich ist, der Ersatz von Auto oder Bahn – all dies gleicht die Motor-Hilfe mehr als aus“, sagt er. „Einziger Hinderungsgrund ist im Prinzip das Wetter.“ Aber auch da gibt es entsprechende Kleidung.
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr für Senioren
9 Tipps fürs unfallfreie Fahren mit dem Pedelec
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- Eigene Fähigkeiten richtig einschätzen: Voraussetzung fürs Pedelec-Fahren ist es, gut Rad fahren zu können. Im Zweifel sollten Sie sich in einer Radfahrschule für einen Auffrischungskurs anmelden.
- Training: Auch erfahrene Radfahrer sollten auf dem Pedelec üben – besonders das Anfahren und Bremsen. Viele Radfahrschulen bieten spezielle Pedelec-Kurse an!
- Körperliche Eignung: Es braucht Kraft, um ein schweres Pedelec zu halten. Haben Sie Ihr Pedelec immer gut im Griff?
- Fahrtüchtigkeit: Nehmen Sie keine Medikamente ein, die Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.
- Risiken minimieren: Tragen Sie einen Fahrradhelm!
- Gefahren vorbeugen: Seien Sie für andere Verkehrsteilnehmer gut erkennbar. Nutzen Sie Reflektoren!
- Sicherheit maximieren: Installieren Sie einen Rückspiegel. Machen Sie beim Abbiegen und Spurwechsel zusätzlich den Schulterblick.
- Vorausschauend fahren! Achten Sie auf gefährliche Situationen. Meiden Sie den toten Winkel der LKWs.
- Rücksicht nehmen: Rechnen Sie mit Verkehrsteilnehmern, die Ihre Geschwindigkeit unterschätzen! Auch zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie das eigene Tempo nie voll ausreizen!
Wo gibt es Radfahr-Kurse für Senioren in Köln und Umgebung?
Kostenlose Fahrradkurse für Senioren mit begleitender Theorie bietet die Stadt Köln regelmäßig an.
Info: Sabine Bongenberg,
Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung,
Tel. 221-2 78 16
Fahrradschule Prinz
Anke Prinz,
Riehler Tal 48
50735 Köln
Tel. 0176 / 34 45 92 59
E-Mail: anke.prinz@web.de
http://www.radfahrschule-prinz.de/
Radfahrschule Schmitz
Eva Susanne Schmitz,
Immermannstr. 30
50931 Köln
Tel. 0171 / 247 45 44
(Fr 16–18 Uhr)
Radfahrschule-koeln@gmx.de
www.radfahrschule-schmitz.de
Pedelec-Basis-Kurs beim ADAC NRW
von April bis Oktober, Kursgebühr circa 29 Euro.
Anmeldung: 0221/ 472 76 26 oder per Mail an vku@nrh.adac.de
Bitte eigenes Pedelec oder E-Bike, sowie festes Schuhwerk und einen Helm mitbringen!
www.adac.de/der-adac/regionalclubs/nrw/adac-pedelec-kurse-nrw
Aktuelle Termine für den Pedelec-Kurs:
Immer samstags von 11 bis 14 Uhr:
04.05.24
25.05.24
08.06.24
06.07.24
27.07.24
28.09.24
12.10. 24
Ort:
Gelände der Jugendverkehrsschule,
Neusser Str. 164,
50737 Köln
Radfahrtrainings für Erwachsene
ADFC Bergisch Gladbach
samstags und sonntags, 10–16 Uhr, Kursgebühr 100 Euro.
Infos unter Tel. 02202 / 70 96 73.
www.adfc-berg.de
Kostenlose Helmberatung der Polizei Köln
Terminvereinbarung: Tel. 0221 / 229-61 61
Mehr Infos: https://koeln.polizei.nrw/artikel/ja-zum-helm
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Tags: E-Bikes, Pedelecs und Lastenräder , Fahrrad , Mobilität , Pedelec , Verkehrssicherheit für Radfahrer
Kategorien: Rad fahren , Ratgeber , Sicherheit , Rad fahren