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Gesund leben

Aus dem Speicher leben - Heilfasten

Lisa von Prondzinski · 02.09.2020

Foto: AdobeStock © unpict

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Fasten ist nicht hungern und mehr als abnehmen. Es bedeutet, bestens aus dem Nährstoffspeicher zu leben und den Stoffwechsel zu fordern. Und das hat eine heilende Wirkung.

Für Renate Bosbach-Eisele steht fest: „Fasten tut mir immer wieder gut.“ Die Kölnerin macht jedes Jahr eine einwöchige Fastenkur. „Die ersten beiden Tage ist es schwer; man hat ein Hungergefühl, was nicht einfach auszuhalten ist, doch dann kommt das Hochgefühl“, erzählt die 63-Jährige.

Dieses Hochgefühl stellt sich ein, weil der Körper mehr vom „Glücks-hormon“ Serotonin ausschüttet. „Nach dem Fasten fühle ich mich wie ausgewechselt, als hätte ich den ‚Reset-Knopf‘ gedrückt“, sagt Bosbach-Eisele begeistert. Mit neuer Energie steigt sie dann in den Alltag ein, hat mehr Kraft und auch das Joggen fällt wieder leichter.

Die Kauffrau praktiziert eine der bekanntesten Fastenmethoden: das Heilfasten nach Otto Buchinger, einem deutschen Arzt, auf dessen Konzept weitere Nuancen der Fastenkuren beruhen.

Warum bloß fastet man freiwillig?

In unserer Überflussgesellschaft steht Nahrung in Hülle und Fülle zur Verfügung. Doch der Körper ist seit Urzeiten darauf ausgelegt, auch eine Zeitlang mit Mangel auszukommen. Und man hat erkannt, dass dies die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt. Durch Verzicht auf feste Nahrung schaltet der Stoffwechsel auf Ernährung „von innen“ um, es werden körpereigene Vorräte angezapft.

Das Wunderbare: Beim Fettabbau werden Stoffe produziert, die das Hungergefühl vermindern. „Durch diese ‚innere Nahrung‘ braucht man auf einmal weniger Schlaf und verspürt in gewisser Weise eine wundersame Kraft. Wenn man das pflegt, was einem in der Fastenzeit gutgetan hat, zum Beispiel viel kalorienfrei trinken, Bewegung und Ruhephasen, kann man auch anschließend weiterhin abnehmen“, erklärt die Kölner Oecotrophologin und Fastenberaterin Karen Nespethal.

Dem Heilfasten werden vielfältige positive Wirkungen zugeschrieben, zum Beispiel bei chronischen Entzündungen und Diabetes Typ 2. Die Beschwerden von Rheuma-Patienten können sich bessern und Entzündungswerte zurückgehen. Studien weisen auch auf eine Blutdrucksenkung durchs Fasten hin – währenddessen und darüber hinaus. Was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass Übergewichtige durch Fasten den Einstieg zur gesünderen Ernährung finden, meint Nespethal.

Drei Phasen nach Buchinger

Das Buchinger-Fasten dauert sieben Tage, manchmal bis zu 14 Tagen. Also überschaubar. Die Kur ist in drei Phasen eingeteilt, um möglichst sanft für Körper und Geist zu sein. Phase eins stimmt auf den Fastenbeginn ein. An einem oder besser zwei Tagen wird nur leichte Kost wie Obst und Reis verzehrt – und davon wenig.

Tags darauf erfolgt eine Darmreinigung mit Glaubersalz. In der zweiten Phase ist feste Nahrung tabu – nur Wasser, Kräutertees, Gemüsebrühe, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte sowie bestimmte Milchprodukte sind erlaubt. Davon dann aber reichlich, mindestens 2,5 Liter am Tag.

Damit die Muskulatur nicht abbaut, ist leichte Bewegung wichtig. Beispielsweise bieten sich kurze Wanderungen oder Yoga an. Außerdem können Leber- oder Leibwickel den Stoffwechsel in Leber und Niere ankurbeln. Schließlich folgen die Aufbautage: Essen ist wieder erlaubt – jedoch in kleinen Mengen, um den tagelang stillgelegten Verdauungstrakt nicht zu überfordern und den „normalen“ Stoffwechsel wieder anzukurbeln. Geeignet sind gedünstetes Gemüse und Obst.

Aktueller Trend: Basenfasten

Viele Anhänger hat auch das Basenfasten. Es soll den Körper entsäuern, indem nur als basisch geltende Lebensmittel wie Gemüse, Obst und einige Nüsse verzehrt werden dürfen. Doch die Wissenschaft ist von der therapeutischen Wirkung bisher nicht überzeugt.

Zum einen ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) die Existenz von sogenannten Schlacken im Körper nicht nachgewiesen. Zum anderen ist es fraglich, ob säurebildende Lebensmittel den Säure-Basen-Haushalt des Körpers stören. Deshalb rät die DGE von einem langfristigen Basenfasten ab. Der Grund: Der Körper erhalte zu wenig lebenswichtige Nährstoffe.

Welche Art des Fastens einem guttut, hängt von vielem ab und ist unter anderem eine Typfrage. Renate Bosbach-Eisele jedenfalls hat die für sich richtige Methode gefunden. Dabei legt sie Wert auf das gemeinsame Erleben mit einer Gruppe: „Ich habe vor jedem großen Respekt, der allein fastet. Doch mich motiviert der Austausch mit anderen und hilft mir beim Durchhalten“, sagt sie. Nächstes Jahr ist sie auf jeden Fall wieder am Start. Nur wo sie fasten wird, steht noch nicht fest.

Vor einer Fastenkur sollte man auf jeden Fall seinen Hausarzt oder bei Herzerkrankungen den Kardiologen um Rat fragen.

Karen Nespethal
Tel. 0221 / 888 67 57
Webseite: www.ernaehrungsberatung-zetheg.de

Carmen Daufeld, ärztlich geprüfte Fastenleiterin
mobil 0173 / 540 22 35
Webseite: www.fastenlust.de

Viele weitere Adressen finden Sie hier:
Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V.
Webseite: www.aerztegesellschaft-heilfasten.de

Deutsche Fastenakademie e. V.
Tel. 06172 / 898 47 22.
Webseite: www.fastenakademie.de

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Tags: Ernährung , Fasten

Kategorien: Gesund leben