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Leben in Köln

Schwarzes Schaf oder Wunderwaffe?

Redaktion · 30.08.2019

Foto: Antje Schlenker-Kortum

Foto: Antje Schlenker-Kortum

Elektro-Tretroller, auch E-Scooter genannt, sind immer mehr Teil des Stadtbildes. Lukratives Geschäftsmodell oder Alternative zum Auto? Wir beleuchten das Für und Wider und wollen wissen, was Sie davon halten

Köln verändert sich- besonders in der Innenstadt gibt es Orte, da geht es sprichwörtlich zu wie im Taubenschlag - ein Kommen, Gehen und kleckerweises Hinterlassen. Überall Metallhaufen aus Leihfahrrädern und nun kommen auch noch E- Scooter dazu.

Auf den ersten Blick sind sie eng verwandt mit den Kindertretrollern, nur eben motorisiert. Nach einem kurzen Antreten wird der Schwung vom elektrischen Motor unterstützt, bis zu 20 Stundenkilometer schnell geht es durch die Stadt.

Aber ein Spielzeug ist er nicht: mindestens 14 Jahre muss man für einen eigenen alt sein. Man kann zwar einen ab 500 Euro kaufen, aber der Trend ist klar: Sharen statt besitzen, dafür muss man sogar 18 Jahre alt sein. In Köln gibt es inzwischen drei große Firmen, die sich um dem umkämpften Markt tummeln: Tier, Lime, oder Circ. Überall stehen die Geräte bereit, man kann sie bequem per Handy-App ausleihen. Ab einem Euro Grundgebühr plus mindestens 15 Cent je angefangene Minute kostet die Leihe eines E-Scooters. Da kommt schnell was zusammen, was dem Preis eines KVB-Tickets nahekommt.

Aber zuerst einmal schauen wir uns das Thema Sicherheit an:

Im Grundsatz gilt: Erlaubt ist, was Fahrradfahrer auch dürfen. Aber nicht alles.

Die Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung schreibt vor, dass Elektro-Tretroller  auf Radwegen und auf Straßen gefahren werden müssen. Außerdem muss er eine helltönende Glocke haben. Es gilt der selbe Bußgeldkatalog nebst vorgeschriebenen Promillegrenzen. Ab 0,3 Promille kommt es zur Strafanzeige, ab 1,6 Promille erhält man drei Punkte in Flensburg, sowie eine Geldstrafe.

Aber: Personen und Gepäck dürfen auf dem Elektro-Tretroller nicht transportiert werden.

Wie man Fahrradfahren lernen muss, muss aus das Rollerfahren erlernt werden. Und das ist gar nicht so einfach. Balance halten und wie bitte zeigt man an, dass man abbiegen will, wenn beide Hände am Lenker bleiben müssen? Und für die kleinen Reifen werden Schlaglöcher und nicht abgesenkte Bordsteine zu Sturzrisiken.


Kindern fällt es oft leichter, sich an neue Bewegungsarten zu gewöhnen. Ein typisches Beispiel ist der Kinder-Tretroller. Für die meisten Erwachsenen ist die Fahrt auf einem Elektro-Tretroller eine Herausforderung. Hat man da noch genug Aufmerksamkeit für den Straßenverkehr? Foto: Antje Schlenker-Kortum

Die Praxis bisher zeigt: es gab in zwei Monaten über 20 Unfälle, teils mit schweren Verletzungen. Verursacher: immer die Scooter–Nutzer.

Aber gefährdet sind nicht nur die Fahrenden, auch die Laufenden:

Immer häufiger werden Gehwege durch wild parkende Scooter blockiert. Zwar müssen Verleihfirmen Verbotszonen wahren, zum Beispiel dürfen die Elektro-Tretroller auf der Domplatte weder gefahren noch geparkt werden. Aber auf manch einer Verleiher-Webseite wird sogar damit geworben, dass man die Elektro-Tretroller nach Gebrauch an "beliebigen Orten abstellen" dürfe. Kein Wunder also, dass sie völlig chaotisch geparkt werden.

Und noch etwas: Nahezu geräuschlos kommen sie daher, besonders für Menschen mit eingeschränktem Hör- und Sehvermögen kann das fatal sein, etwa beim Überqueren der Straße. Christoph Schmidt vom ADFC ergänzt: "Es gibt viel zu wenig Platz zwischen Fußgängern, Radfahrern und E-Scootern."

Umweltfreundlich?

Klar, er produziert keine Abgase. Aber inzwischen ist allen bekannt, dass für die Herstellung von Batterien besonders durch die Förderung von seltenen Erden große Umweltschäden entstehen, nur weit weg von uns.

Und das Paradoxum: Durch die geringe Reichweite der Akkus bis 30 Kilometer müssen die Scooter oft mit Strom gefüttert werden- eigens benannte „Juicer“, Saftgeber also, fahren in ihren Autos auf der Jagd nach leeren Scootern herum, um sie für ein paar Euro bei sich zu Hause zu laden.


Dieser Elektro-Tretroller parkt wild in der Verbotszone. Foto: Antje Schlenker-Kortum

Fazit:

Ob der E-Roller langfristig eine umweltfreundliche und sichere Lösung für weniger Autos in der Innenstadt wird, bleibt sehr abzuwarten. Dennoch, jede Idee hat ihre Tücken und auch die Eisenbahn wurde anfangs kritisch gesehen. Wie viele andere technische Erfindungen hat auch sie sich weiterentwickelt zu Gunsten von Sicherheit und Nachhaltigkeit. Ein weiterer Ausbau der Fahrradwege wird sicherlich viele der genannten Probleme mit den E-Rollern im gleichen Zuge mit lösen. Bis dahin zählt das altbewährte Prinzip: gegenseitige Vorsicht und Rücksichtnahme .

Tags: E-Scooter , Mobilität , Verkehrssicherheit

Kategorien: Leben in Köln